#19 – Ein Buch schreiben… einfach drauf los? Oder wie?!

Es gibt genau zwei Wege, um ein Buch zu schreiben. Entweder man plant alles ganz genau – oder man schreibt einfach drauf los.

Im besten Schreibratgeber der Welt erzählt Stephen King von letzterer Methode. Nach seiner Aussage wirft er quasi ein, zwei oder mehrere Figuren in eine beliebige Situation und schaut, was mit den Charakteren passiert.

Panta rhei sozusagen!

Vorteile des "Einfach-Drauf-Los-Schreibens"


Ein Buch zu schreiben bedeutet, sich eine funktionierende, lebendige, atmende Welt zu erschaffen.

Einfach drauf los zu schreiben bedeutet wiederum, sich diese Welt komplett "aus den Fingern zu saugen". Und zwar während man schreibt.

Es ist unglaublich befreiend, keinem vorgefertigten Konzept folgen zu müssen. George R.R. Martin liefert mit seinem Meisterwerk "Game of Thrones" ein gutes Beispiel, obwohl er nach eigener Aussage doch lieber plant, plant, plant…

Jedenfalls sterben bei ihm ständig Charaktere. In vielen Fällen jene, die eigentlich (!) überlebensnotwendig für die Gesamtstory sind. Aber irgendwie schafft er es, die Spannung zu halten.

Einer der größten Vorteile ist, dass man mit dem Prinzip "Einfach drauf los" ständig spannende Entscheidungen fällen kann. Man kann spontan sein, man kann Regeln brechen, man kann schreiben, was man möchte.

Das Schreiben an sich ist ein kreativer, teilweise unbewusster, oder zumindest unterbewusster, Vorgang, der sich umso leichter lenken lässt, je besser man sich während der Prozedur fühlt.

Ohne Konzept zu schreiben ist nicht für jeden Autor die richtige Methode, aber ohne ein paar Experimente kann man das pauschal nicht festlegen.

Gefahren beim Schreiben ohne Konzept


Der rote Faden… das Herzstück jeder Story. Und jener rote Faden droht im schlimmsten Fall zu reißen, wenn man sich sprichwörtlich verzettelt.

Man möchte einen vollwertigen Roman in typischer Taschenbuchlänge schreiben und plötzlich ermordet man in Kapitel 3, also noch ganz zu Beginn, die zwei wichtigsten Protagonisten. So etwas passiert und wenn man nicht das notwendige "dicke Fell" eines echten Schriftstellers mitbringt, dann ist die Reise zur Top 10 der Bestsellerlisten womöglich schon beendet, bevor sie wirklich begonnen hat.

Während es natürlich beeindruckend ist, wenn man seinen Kollegen vom Drauf-Los-Schreiben erzählt, birgt es auch die Gefahr, dass man vergisst, worum es in der eigenen Geschichte eigentlich geht.

Es muss nicht einmal der Protagonist um die Ecke gebracht werden – auch eine plötzliche, unerklärliche Veränderung des Wesens einer oder mehrerer Personen in der Geschichte kann das Ende einer guten Story bedeuten.

Man muss höllisch aufpassen, dass man nicht zu viele Geheimnisse in die Geschichte einbaut, denn wenn man diese Wunderlichkeiten am Ende nicht entsprechend in Szene rückt und dem Leser verrät, warum, warum, warum, warum der Protagonist plötzlich seine große Liebe vergisst und mit dem klapprigen Kombi um die Welt reist…

Fazit: Die Wahl der Qual


Alles kann, nichts muss.

Na ja, das stimmt nicht wirklich. Eine Geschichte braucht einen guten Start, einen passablen Mittelteil und definitiv ein gutes Ende.

Wer sich zutraut, 300+ Taschenbuchseiten mit Ideen zu füllen, die "ad hoc", also während des Schreibens selbst, kommen, der ist herzlich eingeladen, in dieser Königsdisziplin aufzugehen und Spaß zu haben. Die Freiheiten eines Drauf-Los-Schreibers sind schier unbegrenzt!

Wer allerdings den geringsten Zweifel an sich, den eigenen Schreibfähigkeiten oder auch der Story selbst hat, der sollte lieber mit einem ausgeklügelten Konzept arbeiten.

Es gibt nichts Schlimmeres als sich mit einer Geschichte zu verzetteln und dann zu merken, dass jene Geschichte "so" nicht mehr funktioniert. Dann lieber alles planen und am Ende nicht vom eigentlichen Pfad abkommen.

Du hast die Wahl der Qual ;-)

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